Ein Trainer am Boden, aber nicht, weil er enttäuscht wäre, sondern weil seine Mädels ein komplett verrücktes Spiel in den letzten Minuten auf spektakuläre Art und Weise drehten und seine mentale Erschöpfung ihr Übriges tat. Die Mädchen hatten gerade innerhalb der letzten fünf Minuten einen 2-Tore-Rückstand aufgeholt und sogar mit drei Toren in einen Sieg verwandelt. Ein Spiel, das einen längeren Spielbericht erfordert:
Für die LFC-Juniorinnen ging es heute zu Babelsberg 74. Ein Gegner, den man von vornherein stärker als vergangene Saison einschätzte, aber aufgrund des eigenen guten Saisonstarts einen weiteren Sieg einfahren wollte. So begann das Spiel wie in den letzten Spielen gewohnt mit einem frühen Tor durch Lina in der 6. Minute. Aber die Babelsbergerinnen hielten mit hartem Körpereinsatz dagegen und antworteten direkt zwei Minuten später. Eine konfuse Situation im eigenen Strafraum konnten die LFC-Mädchen zunächst klären, doch der zweite wieder in den Strafraum geschlagene Ball lenkte Sera beim Klärungsversuch unglücklich ins eigene Tor. Eine weitere Minute später konnte sich Babelsberg wieder erfolgreich über die linke Seite durchsetzen und den Ball in der langen Ecke des Tores unterbringen. Die ersten beiden Gegentore der Saison für die LFC-Mädchen, die diesen Schock und den ersten Rückstand erst einmal verdauen mussten. Babelsberg stand sehr kompakt in der eigenen Hälfte und lies ein Ludwigsfelder Kombinationsspiel kaum zu. So tat sich der LFC schwer das sonst so gewohnt erfolgreiche Offensivfeuerwerk auf den Platz zu bringen. Im weiteren Verlauf musste der LFC noch eine brenzlige Situation überstehen, als Carlotta einen Rückpass sicherheitshalber mit der Hand aufnehmen musste. Den indirekten Freistoß im Strafraum verteidigten alle 8 Spielerinnen geschlossen auf der Torlinie und verhinderten das zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient gewesene 3:1. Vorn ließ der LFC die wenigen Chancen ungenutzt.
Die zweite Halbzeit begann dann etwas druckvoller, doch immer wieder stachen auch die Babelsbergerinnen nach vorn durch und konnten einen Freistoß vor das Tor bringen, der durch alle hindurch segelte und am Pfosten landete. Glück für den LFC. Doch die Defensive war nun wacher und konnte die weitereren Vorstöße weitgehend unterbinden. Die Zeit lief nun davon, ein Tor musste her. Doch Stürmerin Lina wurde nun auch noch unglücklich mit dem Ellenbogen am Kopf getroffen und musste zunächst pausieren, konnte aber nach 10 Minuten mit einem blauen Auge weiterspielen. Die Trainer reagierten dann, lösten zunächst die 3er Abwehrkette auf um eine zusätzliche Spielerin ins Mittelfeld zu bringen und wechselten schließlich 10 Minuten vor Schluss die Torhüterin, so dass Carlotta, die vorher einige Chancen als Schlussfrau vereitelte, im Mittelfeld für zusätzlichen Druck sorgen konnte. Doch zunächst der weitere Rückschlag: Direkt nach dem Wechsel konnten wieder die Babelsbergerinnen jubeln, als nach einer Ecke erneut ein unglückliches Eigentor den LFC-Mädels das Genick zu brechen drohte. Doch die Trainer glaubten weiter an einen Punkt, motivierten die Mädchen und schrieen sie buchstäblich nach vorn. Die taktische Umstellung trug sofort Früchte. Der LFC baute im Mittelfeld ein starkes Übergewicht auf und übte von nun an enormen Druck auf das Babelsberger Tor aus. Babelsberg konnte sich nun gar nicht mehr befreien und konnte in der 55. Minute einen LFC-Angriff nur durch einen Foul im Strafraum stoppen. Den fälligen Neunmeter verwandelte Lina trotz hohem mentalen Druck und unfairen Ablenkungsversuchen des Babelsberger Publikums sicher. Das war der Startschuss für eine Schlussoffensive, wie sie auch die Trainer und Eltern bisher nicht gesehen haben. Voller Selbstbewusstsein setzten sich die LFC-Mädchen im gegnerischen Strafraum fest. In einer tollen Aktion war es dann zwei Minuten vor Schluss zunächst Carlotta die einen schon fast abgewehrten Ball doch noch erreichte und in die Mitte brachte, wo dann im Gewusel wiederum Lina sehenswert per Seitfallzieher das erlösende 3:3 erzielte. Eine tolle Aufholjagd, die ihren Schlusspunkt aber noch nicht erreicht hatte. Statt das Ergebnis zu sichern, wollten die LFC-Mädchen nun alles vom Kuchen. Wieder ging es in den Strafraum, wieder Gewusel und schließlich springt der Ball unglücklich an die Hand einer Babelsbergerin. Wieder Neunmeter. Diesmal schnappte sich Carlotta die Kugel und hielt dem immensen Druck mit einem eiskalten Schuss stand. Das Führungstor in der allerletzten Sekunde. In der Nachspielzeit kam dann noch ein langer Ball auf das Tor von Amelie, die ansonsten nichts zu tun hatte. Dieser sprang zwar gefährlich auf, wurde aber sicher festgehalten, was dann auch der Schlusspunkt war. Große Freude auf und neben dem Spielfeld. Sprachlose Trainer. Ein starker Kampf und der unbedingte Wille ermöglichte diesen unglaublichen Sieg. Ein Erlebnis, dass die Mädchen weiter zusammenschweißen dürfte. Der aber auch eine neue Aufgabe für die Trainer stellt, mit einer kompakten Defensive des Gegners umzugehen und starke Gegenspielerinnen auszuschalten. Das wird auch im nächsten Spiel gegen den ebenfalls mit drei Siegen gestarteten Gegner Teltow die zentrale Aufgabe sein.
FSV Babelsberg 74 – Ludwigsfelder FC 3:4 (2:1)
0:1 Lina (6.), 1:1 Eigentor (8.), 2:1 Babelsberg (9.), 3:1 Eigentor (52.), 3:2 Lina (55. – Strafstoß), 3:3 Lina (58.), 3:4 Carlotta (60. – Strafstoß)
Für den LFC spielten:
Carlotta, Nilya, Helene, Sera, Kimi, Emma, Alina, Lina, Amelie, Lara, Zoey und Mia
: Clemens Mitschke