Es war ein Morgen, an dem man spürte, dass etwas Besonderes in der Luft lag: kühle fünf Grad, die Sonne kämpfte sich durch den leichten Bodennebel über dem Kunstrasen – und ein Ludwigsfelder Team, das den Weg von den Kabinen zum Platz Arm in Arm bestritt. Schon vor dem Spiel war klar: Hier hatte sich jemand etwas vorgenommen. Die D1-Juniorinnen des Ludwigsfelder FC haben am vergangenen Wochenende ein echtes Ausrufezeichen gesetzt: Mit einem überragenden 5:1-Erfolg gegen Dauermeister, Dauerpokalsieger und Dauerrivale Eintracht Wandlitz feierten die LFC-Mädels einen Sieg, der sich anfühlt wie eine Wachablösung im brandenburgischen Mädchenfußball der D-Jugend.
Die Duelle gegen Wandlitz waren in der Vergangenheit stets emotional, eng und hart umkämpft – erstmals in der letztjährigen Rückrunde mit glücklichem Ende für Ludwigsfelde, mal mit bitterem Ausgang wie beim 2:7 im Pokalfinale der Vorsaison. Doch diesmal war alles anders. Schon in den letzten Monaten hatte sich abgezeichnet, dass das LFC-Team in dieser Saison eine enorme Entwicklung genommen hat. Und nun zeigte sich: Diese Mannschaft kann Wandlitz nicht nur „Paroli bieten“ – sie kann sie dominieren.
Von Beginn an übernahmen die LFC-Mädchen das Kommando, drängten den Favoriten tief in die eigene Hälfte und erspielten sich große Ballbesitzphasen, aus denen sich Wandlitz oft nur mit Befreiungsschlägen helfen konnte. Bereits nach elf Minuten war der Bann gebrochen: Sophie traf nach schöner Vorarbeit von Zoey mit einem satten Distanzschuss zum lautstark umjubelten 1:0. Und nur neun Minuten später legte sie nach – diesmal nach sehenswerter Kombination über Nora. 2:0. Verdient, überzeugend, kompromisslos.
Das Spiel entwickelte sich zunehmend zu einer Demonstration von Teamgeist, Spielfreude und taktischer Reife. Der LFC agierte geschlossen, kämpfte füreinander, lief Lücken zu und feierte jede gelungene Aktion – ganz gleich ob Tor, Zweikampf oder Klärung. Besonders in Erinnerung bleibt eine Szene Mitte der ersten Halbzeit, die gut und gerne auch hätte zum Gamechanger werden können: Nach einer missglückten Klärung segelte ein Distanzschuss der Wandlitzerinnen über die weit aufgerückte Torhüterin Timea hinweg in das – fast – leere Tor. Doch Leni positionierte sich geistesgegenwärtig auf der Linie und köpfte den Ball in höchster Not von ebendieser. Der Jubel danach war ohrenbetäubend, Spielerinnen, Fans und Trainer feierten die Aktion, als hätte Leni das nächste Tor geschossen. Es war der Moment, der das Spiel sinnbildlich auf den Punkt brachte: Hier geht es um mehr als Fußball, hier herrscht Teamgeist pur. Diese Energieleistung schien weitere Kräfte freizusetzen. Kurz vor der Pause gab es nach einem klaren Handspiel im Wandlitzer Strafraum Neunmeter – Sophie blieb eiskalt, verwandelte unhaltbar zentral unter die Latte und schnürte damit ihren lupenreinen Hattrick. Mit einem deutlichen 3:0 ging es in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel machten die LFC-Mädels da weiter, wo sie aufgehört hatten: Zoey traf innerhalb von zwei Minuten doppelt (34. und 36.), jeweils nach starker Vorlage von – natürlich – Sophie. 5:0 – und das gegen die über Jahre dominierende Mannschaft des Landes. Wandlitz war zu diesem Zeitpunkt stehend k.o., der LFC spielte mit beeindruckender Souveränität, ließ den Ball laufen, kontrollierte Tempo und Raum.
Drei Minuten vor Schluss gelang den Gästen nach einem kleinen Moment der Unachtsamkeit zwar noch der Ehrentreffer, doch mehr als eine Ergebniskosmetik war das nicht. Beim Abpfiff brachen alle Dämme: Jubel, Umarmungen, tanzende Spielerinnen, stolze Eltern – pure Emotion.
Auch die Trainer fanden kaum Worte für das, was sie gesehen hatten. Zu groß war die Freude, zu beeindruckend die Art und Weise, wie dieses Team aufgetreten ist. Doch neben den fünf Toren und den vielen schönen Kombinationen war vor allem das „Wie“ beeindruckend: Arm in Arm zum Platz, gegenseitiges Anfeuern in jeder nur möglichen Situation – die Mädchen lebten Fußball mit jeder Faser. Jeder Zweikampf, jede Rettungstat, jeder Pass wurde gefeiert – dieses Team ist keine Ansammlung von Einzelspielerinnen, sondern eine eingeschworene Einheit.
Ein besonders großes Lob gebührt auch dem erst zwölfjährigen Schiedsrichter, der die Partie mit Ruhe, Übersicht und Souveränität leitete – eine reife Leistung, die Respekt verdient.
Mit diesem Sieg rückt der LFC endgültig in die Rolle des Topfavoriten in der Landesliga vor. Eine Wachablösung, die sich nicht nur in Zahlen ausdrückt, sondern in Leidenschaft, Zusammenhalt und Spielfreude. Kommende Woche steht nun das Auswärtsspiel in Woltersdorf an – eine vermeintlich leichtere Aufgabe, bevor es dann gegen Tabellenführer Wünsdorf zum nächsten echten Härtetest kommt.
Fazit: Der LFC spielt derzeit Fußball, der begeistert. Technisch stark, taktisch klug und emotional mitreißend. Wer dieses Team spielen sieht, spürt: Hier wächst etwas ganz Großes heran.
Ludwigsfelder FC – 1. FC Eintracht Wandlitz 5:1 (3:0)
1:0 Sophie (11., Zoey), 2:0 Sophie (20., Nora), 3:0 Sophie (30.+2, Strafstoß), 4:0 Zoey (34., Sophie), 5:0 Zoey (36. Sophie), 5:1 Wandlitz (57.)
Der LFC spielte mit:
Timea – Greta, Hannah, Leni – Nora, Sophie, Elsa – Zoey sowie Emilia